Botenstoffe in der Pubertät

Gerade waren sie noch so süss und dann….
….tuen sie so, als ob sie dich nicht kennen.

Man hat dem Welpen mühevoll die beste Kinderstube mitgegeben, Kommandos gelehrt und viel Geduld in die Erziehung gesteckt. Scheinbar von einem Tag auf den anderen vergessen die Junghunde jedoch alles. Plötzlich scheint der Rückruf ein Wort ohne Bedeutung zu sein, Vögel im Stadtpark verjagen wird die neuste Lieblingsbeschäftigung und andere Hunde werden schon von weitem angebellt. Sagt hallo zur Pubertät.

Jeder Hund verhält sich natürlich anders in seiner Pubertätsphase. Aber eins ist bei allen gleich. Ihr Hirn könnte den Aufdruck tragen „Vorsicht Bauarbeiten“. Aber so nervenaufreibend Bauarbeiten sein mögen, sie sind auch genauso wichtig. Als Pubertät wird die Phase bezeichnet, in der der Körper zum geschlechtsreifen, erwachsenen Hund heranreift. Je nach Rasse kann das zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat so weit sein. Die darauffolgende Adoleszenz-Phase ist eigentlich meistens die anstrengendere Phase, weil da der Hund seelisch und emotional reift und sich sein Wesen festigt.

In der Pubertät sind Hunde oft etwas durch den Wind.

Genauso überfordert, wie die Menschen oft sind, sind es auch die Hunde selbst. Der Hormonhaushalt verändert sich. Bei den Rüden steigt der Spiegel des Geschlechtshormons Testosteron an, bei den Hündinnen sind es Östrogen und Progesteron. Die Umbauarbeiten bewirken für später eine bessere Leistungsfähigkeit des Gehirns. Besonders die frontale Hirnregion, welche für die Impulskontrolle und für das Abschätzen von Folgen gewisser Handlungen zuständig ist, ist von den Umbauarbeiten betroffen. Das erklärt auch ein Stück weit das ausserordentliche Verhalten einiger Hunde. Sie können Reizen nicht mehr widerstehen und bringen sich zum Teil todesmutig in absurde Situationen.

Die entstandenen Verknüpfungen im Gehirn, die sogenannten Synapsen, welche durch das bisherige Leben und Training entstanden sind, werden wieder aufgelöst und durch effizientere, leistungsstärkere Verbindungen ersetzt. Zudem wachsen die Nervenzellen. Alles Gelernte sollte in dieser Phase wiederholt und gefestigt werden, damit die neuen Verbindungen entstehen können. Erlerntes wird auf die Tauglichkeit und die Notwenigkeit geprüft. Alles was unwichtig erscheint, wird in dieser Phase einfach gelöscht.            

Crazy

Sexualhormone, Schilddrüsenhormone und Cortisol sind massgeblich an den Veränderungen im Körper beteiligt. Dieser Botenstoff-Cocktail kommt schnell mal ins Ungleichgewicht. Es führt häufig unter anderem zu Konzentrationsschwäche, Trennungsangst und leichte Erregbarkeit. Deswegen das Training eher kurzhalten und nicht zu viel vom Junghund verlangen. Auch der Jagd- oder Hütetrieb entwickelt sich in dieser Zeit.

Was tun?

In dieser speziellen Zeit ist es wichtig, den Hund weiterhin mit Geduld zu führen und nicht härtere Trainingsmethoden anzufangen, nur, weil die bisherigen anscheinend nicht mehr fruchten. Management ist in dem Fall die Devise. Das soll heissen, dass man bestimmte Situationen in dieser Zeit besser meidet, als dass der Hund dauernd Misserfolge hat und unerwünschtes Verhalten sich festigen kann. Ein Hund, der zum Beispiel plötzlich Vögel jagt, kommt an die Schleppleine, damit er das Verhalten nicht zeigen kann. So bringt man den Hund und sich selber nicht in ungewollte Situationen.
Auch ist es wichtiger, qualitativ hochwertigere Zeit mit dem Hund zu verbringen, als ihn die ganze Zeit zu massregeln. Arbeitet an der Bindung und nicht an 10 neuen Kommandos.

In der Pubertätsphase ist Ruhe ein wichtiges Stichwort. Lieber den Hund etwas ruhen lassen als mental überfordern. Der Spiegel der Botenstoffe, welche für Stress zuständig sind, ist in der Pubertätsphase sowieso schon erhöht. Durch noch mehr Druck und Stress von aussen kann zu noch mehr Chaos führen. Auch unterwegs sollte man eher auf eine ruhige Umgebung und ruhigere Aktivitäten, wie zum Beispiel Schnüffelspiele, setzten.

Lieber ruhiges Schnüffeln als aktives Hochfahren.
Eloy beim Deckentraining
Kauen beruhigt

Alles hat ein Ende…

Es gibt auch Hunde, die sich in der Pubertäts- und Adoleszenz-Phase nicht gross verändern oder keine extremen Verhaltensweisen zeigen. Für diejenigen jedoch, die ihren Hund manchmal am liebsten auf den Mond schiessen würden, haltet durch! Denn diese Phase geht auch vorbei. Bleibt eurem Hund gegenüber fair, zeigt Verständnis und unterstütz ihn so gut ihr könnt. Mit Geduld, Konsequenz und Vertrauen erzieht man so einen Hund, der anschliessend liebend gern mit euch durch dick und dünn geht.

Gehen wir den Weg zusammen?

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